Sehen und verstehen

Trauernde Kinder – wie du sie begleiten kannst

Wenn Kinder mit Trauer in Kontakt kommen

Trauer bei Kindern kann sich etwas anders ausdrücken, als bei Erwachsenen. Je jünger sie sind, desto eher verstehen sie den Tod nicht. Wenn Kinder mit Trauer in Kontakt kommen, kann das sehr aufwühlend für alle Beteiligten sein. Kinder reagieren impulsiver, sind weniger stabil und ihre Emotionen wanken von einem Moment zum anderen. Um ihnen eine gute Stütze zu sein, hilft es ihnen, es altersgerecht und einfühlsam zu erklären. Das ist für manche Erwachsenen nicht unbedingt einfach.

Ist der Tod für Kinder begreifbar?

Der Tod ist für uns Erwachsene real und wir haben, je nach Kultur und Glaube, eine genaue Vorstellung über ihn. Kinder verstehen den Tod nicht sofort als das, was wir darunter verstehen. Für Kinder ist der Tod eines Menschen bis in die ersten Schuljahre hinein, kaum begreifbar. Bis zum fünften Lebensjahr verstehen die Kinder den Tod als zeitlich begrenzte Abwesenheit. Sie möchten die Person gerne besuchen und verstehen nicht, warum das nicht mehr geht. Sie verstehen noch nicht, dass es endgültig ist.

Erst ab Grundschulalter begreifen sie so langsam, dass es sich bei dem Tod um etwas Endgültiges handelt. Jüngere Grundschulkinder empfinden den Tod jedoch als eine Art Bestrafung. In diesem Alter können sie einen Bezug zu sich selbst und anderen ihnen nahestehenden Personen erschließen. Stirbt beispielsweise die Oma, kann sich das Kind vorstellen, wie es sein könnte, wenn die geliebte Tante stirbt. Mit Beginn der Pubertät wird im Kopf des Kindes ein genaues Bild des Todes kreiert. Sie beginnen zum Beispiel Fragen nach dem Sinn zu stellen, suchen möglicherweise Antworten in Glauben.

In jedem Alter können emotionale Überreaktionen auftreten. Wut, Verzweiflung ist keine Seltenheit. Kinder reagieren besonders mit somatischen Erkrankungen, wie Schmerzen und auch Fieber, Magenbeschwerden auf die seelische Belastung. Körperliche Beschwerden wie Hör- und Sehstörungen und andere pseudoneurologische Symptome können auftreten.

Quelle: www.pixabay.com

Wie äußert sich Trauer bei Kindern?

Trauerarbeit ist für Kinder wichtig. In jedem Alter müssen Eltern anders auf ihre trauernden Kinder eingehen. Kinder neigen dazu, ihre Trauer zurückzunehmen, wenn sie bemerken, dass ein Erwachsener selbst stark damit zu kämpfen hat. Dabei kann es passieren, dass die kindlichen Gefühle verleugnet werden, um den anderen nicht zur Last zu fallen. Die Kinder sind sprunghaft in ihren Emotionen. Eben noch fröhlich gespielt, sitzen sie weinend in auf dem Bett oder schlagen um sich vor Wut.

Je nach Alter und Charakter des Kindes, kann es ihm schwerfallen, Gedanken oder Gefühle in Worte zu fassen. Ist die Person eine besondere für das Kind gewesen, neigen sie dazu, funktional zu agieren. Deshalb ist es um so wichtiger, mit den Kindern den Verstorbenen, den Tod und das Sterben zu thematisieren. Rückzug ist in manchen Momenten in Ordnung. Zu viel Rückzug führt in eine Isolation, der die Trauerbewältigung erschwert und Gefahr bringt, in eine pathologische Trauer umzuschwenken.

Was können Eltern tun?

Eltern, Familienangehörige, Freunde oder andere Bezugspersonen können die Trauer des Kindes sanft begleiten. In den meisten Fällen hilft es den Erwachsenen, wenn sie, wie das Kind von Trauer ergriffen sind.

  • Rede mit deinem Kind über den Verstorbenen.
  • Lasse die schönen Erinnerungen zu Wort kommen.
  • Angemessene Gefühle zum Ausdruck bringen lassen, auch wenn es Tränen oder Aggressionen sind.
  • Schaffe Raum, in dem die Trauer weniger präsent ist, weil eine trauerfreie Zone durchatmen lässt.
  • Den Abschied ermöglichen und durch eine liebevolle Aktion erlebbar machen (z. B. Einen Stein bemalen und zum Grabstein legen).
  • Beziehe dein Kind mit ein und frage, was es gerade braucht. Möchte es sich zurückziehen, ist das okay.
  • Informiere dein Kind über den Prozess und beantworte Fragen. Beantworte diese altersgerecht und ohne Heimlichkeiten.
  • Finde mit deinem Kind neue Rituale. Manchmal ist der Alltag und das Leben durch den Tod des Menschen verändert. Um einen guten Übergang zu schaffen, können liebevolle, neue Rituale und Gewohnheiten helfen.
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Trauerberatung für Familien

Wenn du das Gefühl hast, dein Kind entgleitet dir und du weißt nicht, wie du die Trauer angemessen begleiten sollst, könnte eine Trauerberatung helfen. Je nach Bundesland findest du verschiedene Organisationen, Verbände oder Selbsthilfe-Initiativen. Es gibt auch Verbände, wie Löwenzahn (Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e. V), die sich auf Trauerarbeit mit Kindern spezialisiert haben.

Gerade wenn du selbst einen Verlust verarbeiten musst, kann es heilsam sein, dies mit seinem Kind gemeinsam zu tun. Eine Trauerberatung zeigt dir Wege und Hilfsmittel, mit denen du deine eigenen, aber auch die Emotionen deines Kindes besser verstehen kannst. Immer beliebter wird das Trauer-Kaleidoskop, dass du auch mit deinem Kind zusammen anwenden kannst. Beratungsstellen findest du im Internet, bei Bestattungen. Ist ein Familienangehöriger gestorben und du kümmerst dich mit um die Beerdigung, kannst du beim Bestatter nachfragen.

Dem Kind eine Zuflucht geben

Wir Menschen reagieren verschieden auf den Tod. Jeder Mensch braucht etwas anderes, um die Trauer verarbeiten zu können. Dein Kind empfindet Liebe für die Person und diese weiß nicht, wohin sie nun soll. Gebe deinem Kind deshalb eine sichere Zuflucht. Sei geduldig, sensibel und einfühlsam, während du deinem Kind während des Trauerprozesses begleitest. Die Art und Weise, wie Menschen in ihrer Kindheit mit Verlust und Trauer umgehen lernen, gibt ihnen die Möglichkeit, auf ihrem weiteren Lebensweg damit zurechtzukommen.

Die Trauer gehört zum Leben dazu und uns Eltern ist es eine Aufgabe, den Kindern die Angst davor zu nehmen. Mit einer liebevollen Anleitung wird der Schmerz des Verlustes schon bald zu etwas Erträglichem, dass man als Mensch mit Liebe erleben darf. Ein Menschenleben ist auf der Zeitachse ein Flügelschlag. Wir können jedoch dazu beitragen, dass der Schmetterling, die Sonne des Lebens spüren durfte.

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