Das bunte Experiment für die ganze Familie
Farben machen lebendig
Farben machen uns lebendig. Wie kann das sein? Es ist ein natürlicher Drang, die Welt um uns herum farbig zu gestalten. Farben lösen in uns Emotionen aus. Wir schreiben ihnen verschiedene Gefühlsregungen zu. Sie werden unterbewusst aufgenommen und können unsere Stimmung und die Wahrnehmung verändern. Das bunte Experiment soll dir ein Aha-Effekt verschaffen. Denn nichts ist spannender als das eigene Unterbewusstsein.
Wusstest du es?
Grüne Tafeln in der Schule sind mit Absicht grün. Genauso wie die Farbe des Polizeiwagens, der Feuerwehr, dem schummrigen Licht in der Bar oder der Spielzeugwerbung. Schwarz ist beispielsweise eine für viele Menschen unangenehme Farbe (böse, dominant). Aus diesem Grund werden statistisch weniger schwarze Tiere aus Tierheimen adoptiert.
Farbe kann aber auch ein bewusster Ausdruck der Gefühlswelt sein. Die Farbe der Kleidung bringt vieles zum Ausdruck und wird als bewusstes Stilmittel benutzt. Farben werden zur Gestaltung unterschiedlichster Materialien verwendet. Mit Pinsel und Tuschkasten toben sich nicht nur Kinder in der Schule aus.
Warum es uns schwer fällt, uns selbst zu beschreiben
Fragt man jemanden, wie er sich beschreiben würde, fangen viele mit Äußerlichkeiten an. Warum fällt es uns schwer, uns zu beschreiben? Möglicherweise liegt es daran, dass uns schon sehr früh beigebracht wurde demütig zu sein, sich nicht über andere zu erheben und kein Angeber zu sein. Wer sich gerne ins Licht stellt, wird in der Gesellschaft als Egoist und Angeber gesehen, so vermuten es viele. Demut bedeutet, dass wir unsere Größe kennen, aber sie nicht zur Schau stellen müssen. Dadurch haben einige Menschen es schwer, wenn es darauf ankommt, sich ins rechte Licht zu rücken.
Menschen, die nicht viel von sich halten, würden sich nicht besonders positiv darstellen. Deshalb wird bei dem bunten Experiment nach guten Eigenschaften gefragt. Viele Menschen sehen sich auch anders, als es ihre Mitmenschen tun. Ziel des bunten Experimentes ist es also, sich selbst positiv beschreiben zu können und dies auch anzunehmen.
Uns fällt es leicht zu beschreiben, wie eine Farbe auf uns wirkt. Das machen wir uns zunutze. Wenn wir nämlich nicht bewusst von uns als Person sprechen, wählen wir automatisch die Beschreibungen, die wir unbewusst für uns passend finden. So wird eine blaue Farbe plötzlich mutig oder stark, weil wir uns so selbst beschreiben würden, wenn das innere Bewertungssystem nicht dazwischenfunken würde. Wir bewerten uns und überlegen deshalb viel zu lange, wie wir uns beschreiben würden. Durch die Verfremdung fällt das weg.
Buntes Experiment: Ich bin die Farbe …
Du hast verstanden, worum es in dem bunten Experiment „Ich bin die Farbe …“ geht. Du brauchst einen Stift und ein Blatt Papier. Wir empfehlen dir, es mit mindestens einer weiteren Person zusammen zu spielen. Dann braucht jeder ein eigenes Blatt. Die Farbe in diesem Beispiel ist zur Verdeutlichung gedacht.
- Beginne das bunte Experiment, indem du dich in den Raum stellst. Schau dich um und suche dir spontan eine Farbe aus, die du sein möchtest. Dabei darfst du nicht zu lange überlegen oder nach deinen Lieblingsfarben Ausschau halten. Dein erster Impuls ist die geeignetere Wahl.
- Schließe die Augen und stelle dir vor du BIST diese Farbe. Du bist nicht mehr Thomas, Lisa oder Tom (Beispielnamen). Du bist jetzt die Farbe Blau. Sage folgenden Satz: „Ich bin die Farbe blau.“ Sage es gerne mehrmals und schreibe den Satz auf deinen Zettel.
- Beschreibe anhand passender Adjektive die Farbe. Du kannst alles wählen, was dir einfällt. Versuche sie positiv zu beschreiben. Sage dazu immer, welche Farbe du bist. „Ich bin die Farbe blau und ich bin gelassen und mutig.“ Schreibe die gewählten Adjektive unter deinen Satz auf dem Zettel.
- Jetzt wird ausgewertet! Du bist wieder du selbst. Schaue dir dein Blatt Papier an. Streiche nun die Farbe (blau) durch und schreibe deinen Namen darüber. Jetzt lese es vor. „Ich bin der Tom und ich bin gelassen und mutig.“
Du kannst jeder Farbe so viele Adjektive zuordnen, wie du magst. Alles ist möglich. Wichtig ist, dass die Eingebungen spontan sind und nicht lange überlegt wird. Denn dann beginnt das innere Bewertungssystem deine Wahl zu beeinflussen. Spielst du das bunte Experiment mit anderen, werden vor der Auswertung die Zettel getauscht. So, dass jeder das Blatt eines anderen lesen muss.
Auf das richtige Wort kommen
Wer diese Übung mehrmals macht oder es grundsätzlich schwer findet, Adjektive zu finden, können Synonyme (Begriffe, die das gleiche Element beschreiben) helfen. Kinder haben zum Beispiel noch einen sehr kleinen Wortschatz. Mit dieser Übung können sie zusätzlich lernen nach passenden Beschreibungen zu suchen. Synonyme fallen nicht einfach vom Himmel. Man muss sie irgendwo mal gelesen oder gehört haben. Übe mit den Kindern Synonyme. Das fördert die Fähigkeit, sich treffender artikulieren zu können.
Beispiele für Synonyme:
Mutig – entschlossen, tapfer, furchtlos
Schön – angenehm, bezaubernd, ansprechend
Stark – kraftvoll, robust, kräftig
Sehen und Verstehen – eine Lebensaufgabe und Experiment
Es ist eine Lebensaufgabe dein dein persönliches Experiment, das Sehen und Verstehen der Umwelt, des eigenen Ichs und das der Mitmenschen. Aus diesem Grund ist das bunte Experiment für alle Altersgruppen, für Kinder und Erwachsene geeignet. Sich selbst zu verstehen, Komplimente anderer anzunehmen, wird nicht in die Wiege gelegt. Der Mensch muss es lernen. Teile dein Wissen. Teile deine Lebensfreude und verhilf deinen Mitmenschen, sich selbst zu erkennen.