Eltern und Kinder

Cybermobbing: Lenas Geschichte

Mobbing auf allen Plattformen

Mobbing unter Schulkindern kommt in den besten Klassen vor. Erschreckender Weise haben sehr viele Kinder und Jugendliche bereits Erfahrung mit Mobbing gemacht. Cybermobbing spielt dabei immer mehr eine Rolle, da sich Kinder heutzutage öfter im Internet aufhalten und sich darin manchmal sogar ihre eigene kleine Welt abspielt. Nicht nur, dass Internet Suchtgefahr birgt, es ist auch ein Ort, an dem Kinder schnell das Gefühl bekommen, hilflos und machtlos zu sein, wenn sie im Internet gemobbt werden.

In diesem Artikel stellen wir euch Lena vor, die in die 5. Klasse geht und von ihrer Cybermobbing-Erfahrung berichtet. Der Name des Kindes wurde geändert, da es sich um einen realen Vorfall handelt.

Wo findet man Cybermobbing?

Cybermobbing ist praktisch Mobbing auf virtueller Ebene. Das beginnt bereits mit MMOG-Spielen. Das sind sogenannte „Massively Multiplayer Online Games“, die ein virtuelles Zusammentreffen echter Personen als Avatare, in denen man mit anderen Spielern das Spiel spielen kann. Solche Spiele sind nicht mehr wegzudenken und landen schnell auf dem Computer, der Konsole, dem Smartphone oder auf dem Tablet. Aber auch auf anderen Onlineplattformen – praktisch überall dort, wo man sich virtuell unterhalten kann, besteht die Gefahr von Cybermobbing. Ein beliebtes MMOG-Spiel ist Roblox. Roblox hat eine Altersfreigabe ab 12 Jahren. Es gibt aber auch jüngere Kinder, die hier unterwegs sind. Und nicht immer sind die anderen SpielerInnen nett zueinander. Eltern sollten ein Auge darauf haben, wo sich ihr Kind umtreibt.

Lena aus der 5. Klasse berichtet

„Ich habe seit einigen Monaten ein eigenes Handy, weil meine Freundinnen aus der Klasse auch schon lange ein Telefon haben und über ein Chatprogramm sich austauschen und verabreden. Wir sind in der Chatgruppe sechs Mädchen. Neuerdings gibt es in der Gruppe Streit. Sie beleidigen sich einander, schicken böse Sprachnachrichten und in der Schule geht es dann weiter. Ich schreibe dazu meistens gar nichts, weil ich mich schlecht dabei fühle, wenn meine Freundinnen sich zanken. Jetzt haben zwei von ihnen eine neue Gruppe aufgemacht und ich stehe mittendrin. In der Schule ist das schon schwer, aber mich zu Hause damit noch beschäftigen zu müssen, zieht mich runter.
Ich will mich nicht zwischen meinen Freundinnen entscheiden müssen oder jetzt verlangt jeder von mir „dass ich auch mal was dazu schreibe“ oder sie versuchen mich anzustacheln gegen die anderen zu hetzen. Als wir alle noch keine Smartphones hatten, war das viel entspannter.“
Quelle: www.pixabay.com

Cybermobbing auf dem Vormarsch

Für Eltern ist es oft schwer zu entscheiden, ob sie ihrem Kind den Freiraum lassen oder mehr kontrollieren. Lenas Mutter berichtet:

„Lena ist ein sensibles Mädchen. Ich wollte ihr die Gelegenheit geben, sich unkomplizierter mit ihrem Freundeskreis auszutauschen. Fast alle Kinder in ihrer Klasse haben bereits ein Smartphone. In der Elterngruppe wurde das Thema diskutiert, weil es einen Klassengruppenchat geben soll. Also gab ich Lena mein altes Telefon. Lena ist oft verunsichert, weil ihre Freundinnen im Chat ganz anders drauf sind, als in der Schule und sie nicht verstehen kann, wie sie teilweise im Chat miteinander umgehen und sich sogar Gewalt androhen. Als Lena selbst angefeindet wurde, weil sie sich für eine Freundin ausgesprochen hatte, hat sie weinend um Hilfe gebeten. Ich kenne einige der Mädchen persönlich und konnte kaum glauben, als ich den Chatverlauf las, wie sie sprachen, wie aggressiv sie Lena gegenüber waren.

In der Schule sind die Mädchen etwas zurückhaltender. Aber Lena hat Angst, dass sie ihre Drohungen wahr machen. Eine ihrer Mitschülerinnen hatte ihr gedroht, ihr das Handy zu klauen und im Klo zu versenken, wenn sie weiterhin mit den anderen herumhängen würde. Seit einigen Tagen gibt es den besagten Klassengruppenchat und die Kinder werden dort von den Eltern nicht beaufsichtigt. An einem Tag gab es über 100 ungelesene Nachrichten, die meiner Meinung nach zum Großteil aus Beleidigungen bestanden. Ich will das für meine Tochter nicht.“

Präventive Tipps für Eltern

Wichtig ist, dass Eltern ihren Kindern frühzeitig vermitteln, welche Gefahren im Internet lauern. Nicht nur die nervig versteckte Werbung oder Spiele, die nicht für dessen Alter gedacht sind, spielen eine Rolle. Es geht auch um das Miteinander. Wie gehe mit privaten Daten im Internet um und wie ist der „Verhaltenskodex“ in Chatrooms?

  • In Onlinespielen, Kommentarfunktion oder Chats mit völlig fremden Menschen sollten keine persönlichen Daten weitergegeben werden, wie z. B. realer Name, Alter, Straße oder Familie.
  • Fotos und Videos sollten nicht oder nur mit Absprache der Erziehungsberechtigten versendet oder gepostet werden.
  • Eltern sollten sich mit ihrem Kind zusammen die jeweilige App oder Plattform anschauen und Einstellungen besprechen. Zum Beispiel, ob Beiträge bei Instagram öffentlich zusehen sein dürfen.
  • Eltern sollten ein Gespräch vor der Nutzung führen und echtes Interesse an der Nutzung zeigen. Lasse dein Kind nicht ohne Aufsicht „irgendwas“ herunterladen oder es abtun mit „Ich versteh die App sowieso nicht, also lass ich mein Kind einfach machen.“
  • Mit den Kindern über Chatinhalte sprechen: Findest du das in Ordnung, wie Lisa mit dir umgeht? Glaubst du dass es nervig sein könnte, wenn jemand dich alle zwei Minuten fragt, wann du antwortest?
  • Privatsphäreneinstellungen prüfen und mit dem Kind kommunizieren.

Erste Hilfe bei Cybermobbing

Stellst du als Elternteil fest, dass dein Kind Opfer von Cybermobbing geworden ist, gibt es ein paar Maßnahmen, die du vornehmen kannst, um deinem Kind zu helfen. Lena ist direkt zu ihrer Mutter gegangen. Es gibt aber auch Kinder, die sich nicht so schnell anvertrauen. Achte bei deinem Kind unbedingt auf verändertes Verhalten vor nach nach der Nutzung digitaler Medien. Zieht es sich zurück oder reagiert wütend? Kinder lernen im Miteinander die Spielregeln des Soziallebens. Findet das Sozialleben virtuell statt, können Kinder um so schwieriger erkennen, was „angebracht“ ist und was nicht. Vollspamen mit Smileys oder Druckaufbauende Textnachrichten aus Ungeduld zu vermeiden, ist dabei genauso zu lernen, wie in einem realen Gespräch sein Gegenüber ausreden zu lassen. Gewisse Dinge müssen Kinder lernen und im digitalen Raum wird ihnen dies erschwert. Ganz besonders, wenn sie von Erwachsenen nicht angeleitet werden.

  • Sichere das Beweismaterial durch Screenshots
  • Kommt das Cybermobbing in der Schule vor, sprich mit dem Lehr- oder Betreuungspersonal darüber
  • Kontaktiere den Betreiber der Plattform
  • Blockiere, wenn möglich, den Mobber
  • Lass Inhalte aus dem Netz löschen
  • Hole dir fachliche Beratung

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