Mobbing unter Schulkindern
Was ist Mobbing?
Mobbing ist ein großflächiges und sensibles Thema. Man spricht von Mobbing, wenn einzelne Personen immer wieder ausgegrenzt, beleidigt, gedemütigt oder diskriminiert werden. Das kann in jeder Altersklasse und sozialen Schicht vorkommen. Für Kinder ist es besonders schwierig. Sie sind im Lernprozess. Mobbing in der Schule, auf dem Heimweg oder in einer Spielgruppe kommt immer wieder vor. Im digitalen Zeitalter verlagert sich das Mobbing unter Kindern zunehmend. Was früher auf dem Schulhof passierte, wird immer häufiger in Gruppenchats praktiziert. Das digitale Mobbing ist so präsent wie noch nie. Es nennt sich Cybermobbing.
Mobbing ist alles, was dem Kind schadet. Das wären zum Beispiel übermäßig andauernde Kritik, Schwächen darstellen, Lügen verbreiten, Beleidigungen, körperliche Angriffe, Demütigungen oder Beschimpfungen. Mobbingsituationen können zum Beispiel so aussehen:
- Ein 12-jähriges Mädchen wird aufgrund ihrer Pickel beleidigt.
- Ein 8-hähriger Junge wird beim Sport ausgelacht, weil er sich „komisch“ bewegt.
- Ein Mädchen wird aufgrund ihrer Größe ständig lächerlich gemacht.
- Einem Mädchen wird die Federtasche weggenommen und erst wiedergegeben, wenn sie bettelt.
- Ein Junge bekommt Wasser an die Hose gespritzt und auf dem Schulhof ausgelacht, weil alle rufen, er habe in die Hose gemacht.
Mobbing kann tiefgreifende Folgen haben. Das Kind erfährt möglicherweise absolute Verunsicherung, entwickelt Ängste, fühlt sich bedroht, sexuell genötigt oder wird sogar körperlich angegriffen. Meistens spielt dabei Diskriminierung eine Rolle: Körperliche Merkmale, Hautfarbe, Herkunft, Religion, Haarfarbe, Kleidungsstil, Jobs der Eltern und viele andere Dinge, die ein anderes Kind gerade „doof“ findet, können als Anlass genutzt werden. Mobbing wird meistens in Gruppen ausgeübt, wobei hier ein aktiver Mobber vorhanden ist und die Gruppenmitglieder nachziehen. Dabei geht es immer um Machtverhältnisse. Der Mobber will beweisen, dass er stark ist und Macht über sein Opfer ausüben kann, wenn ihm danach ist.
Mobbing unter Kindern
Mobbing unter Kindern kann ganz schön grausam sein. Haare ziehen, auslachen, Kleidung nach dem Schwimmunterricht verstecken oder anderen ihre peinlichen Momente der Öffentlichkeit kundtun. Kinder leiden sehr darunter. Damit Kinder soziales Miteinander lernen, ist die frühe Sozialisierung im Kleinkindalter wichtig. Kinder sollten ständigen Spielkontakt mit Gleichaltrigen haben. Erwachsene können Vorbilder sein. Aber wie ein Sechsjähriger sich in einer Gruppe verhalten muss, das lernt er nur unter seinesgleichen. Erwachsene können anleiten. Deshalb gibt es an den Schulen pädagogisches Fachpersonal, dass Anreize bietet, sich sozial gut zu entwickeln.
Unser Tipp:
Bundesweit gibt es Programme, die innerschulische Präventionsworkshops anbieten. So handelt das Programm gewaltfreies Lernen davon, wie Grundschulkinder sich im sozialen Miteinander verhalten. In diesen Workshops lernen sie, wie sie Konflikte auf dem Schulhof gewaltfrei bewältigen können. Sie lernen etwas über Selbstbewusstsein und bekommen praxisnahe Situationen vorgespielt, in denen sie mit ihren Mitschülern unter der Aufsicht einer pädagogischen Fachkraft üben können, sich gegen Mobbing zur Wehr zu setzen.
Was Betroffene bei Mobbing tun können
Die meisten Mobbingopfer geben sich selbst die Schuld. Betroffene sollten sich ganz bewusst fragen, warum der andere sich so wichtig tun muss. Wenn man nämlich genauer hinschaut, haben die Mobber ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Möglicherweise kann der Mobber seine Macht anderswo nicht ausüben. Er wird vielleicht in seinem Elternhaus schlecht behandelt, unterdrückt oder selbst gemobbt von seinen älteren Geschwistern. Alles kann möglich sein. Betroffenen Kinder sollte deshalb bewusst gemacht werden, dass meistens hinter bösen Handlungen oft ein Hilfeschrei steckt. Der Versuch, Aufmerksamkeit zu erregen, weil er sie anderswo zu wenig bekommt.
Was Beobachter von Mobbing tun können
Wenn Kinder und auch Erwachsene Mobbing beobachten, sollten sie Kameradschaftlichkeit zeigen. Sich aggressiv einzumischen, bringt nur noch mehr Aggression zu Tage. Stattdessen können beobachtende Personen dem Mobbingopfer Trost spenden, Mitgefühl zeigen. Kein Mitleid, sondern Zuneigung und Verständnis. Mobbingopfer fühlen sich in diesen Moment meist erniedrigt, minderwertig, schuldig und zutiefst gekränkt. Beobachter können dabei helfen, das Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Kinder haben immer die Möglichkeit zu einem Erwachsenen zu gehen und sich anzuvertrauen. Beobachter sollten dies ermutigen. Elementar ist auch dem Mobbingopfer zu erklären, dass es keine Rache üben sollte. Gemeinsame Komplotte aushecken, ist kontraproduktiv. Eltern von Mobbingopfern sollten, je nach Situation mit den Elternvertretern oder mit dem Lehrpersonal sprechen. Was pädagogisch nicht wertvoll ist und ungern vom Schulpersonal gesehen wird, ist, wenn Eltern die Konflikte der Kinder austragen.
Mobbing Hilfsangebote nutzen
Wir Anlaufstellen für Betroffene von Mobbing zusammengesucht. Ausführlichere Informationen zu den Angeboten der jeweiligen Internetseiten findet ihr auf den Webseiten der Beratungsstellen.
Die Nummer gegen Kummer e. V.
Diese Beratungsstelle Nummer gegen Kummer deckt alle Personengruppen ab, ist anonym nutzbar, kostenfrei und ist das weltweit älteste telefonische Beratungsangebot. Es gibt ein Elterntelefon (0800 111 0 550, Montag bis Freitag 9 bis 17 Uhr, Dienstag und Donnerstag bis 19 Uhr) und auch eine Telefonnummer für Kinder und Jugendliche (116111, Montag bis Samstag 14 – 20 Uhr).
BKE Onlineberatung
Diese Onlineberatung der BKE ist ein kostenfreies Angebot für Eltern und Jugendliche. Außerdem ist die Beratung kostenfrei und kann anonym genutzt werden. Ihr könnt dort das Forum, Gruppenchats, Einzelchats oder E-Mailberatungen auswählen.
An den Schulen: die „Anti-Mobbing-Profis“
Mit dem Bundesprogramm „Respekt Coaches“ sind an vielen Schulen in Deutschland pädagogisches Fachpersonal vor Ort, das sich um Mobbing und einen respektvollen Umgang miteinander unter den Kindern kümmert. Es wird speziell vom Bundesjugendministerium unterstützt. Respekt Coaches sind an über 270 Schulen in Deutschland vertreten. Dahin können sich Kinder und auch Eltern vor Ort wenden. Diese Angebote tragen dazu bei, dass dem Hass und der Gewalt auf dem Schulhof präventiv gegen gewirkt wird.
Eltern von Kindern, die mobben
Mobbing und Diskriminierung ist hart. Das ist aber nicht nur für Betroffene ein Thema, sondern auch für mobbende Kinder und deren Eltern. Schamgefühle, Schock, Frust, Verwirrung und Hilflosigkeit stehen dem gegenüber. Eltern von Kindern und Jugendlichen, die andere diskriminieren, finden Gehör in den Beratungsstellen. Denn auch Eltern von mobbenden Kindern können einiges dazu beitragen, dass dies nicht mehr vorkommt. Wie tief muss der Schock sitzen, wenn man von seinem eigenen Kind solch ein Verhalten hört oder beobachtet? Jeder kann etwas dazu beitragen, dass allen Beteiligten Hilfe angeboten wird. Den meistens ist das Mobbing ein stummer Schrei nach Aufmerksamkeit – nur auf ungünstigem Wege umgesetzt.